Und es ist soweit: Zeit für eine "belle Epoque"

[Diepher]

Es geht wieder los - gestern wurde es offiziell auf www.kent.nu veröffentlicht. Das neue Album wird am 30.04.2014 erscheinen. Vorab gibt es eine Single mit dem verheißungsvollen Namen "La belle epoque". Diese wird am 12. März, also morgen in einer Woche erscheinen. Wie waren eure ersten Gedanken? Bei mir ganz klar, dass Kent nun diese neue Ära beginnen. Raus aus der Depression und den dunklen Tagen, hinein in eine neue Epoche. Einen Platz an der Sonne haben wir uns schon gesucht, hatten dann auch keine Angst mehr vor der Dunkelheit und sind nun bereit für eine schöne Zeit. Hört sich absolut klasse an! Wie sind eure Eindrücke? Was sagt ihr dazu?

[hundradelssekund]

Hej Diepher, ehrlich gesagt hätte ich diesen Titel der Single eher 2012 erwartet, nachdem das damalige Album in Frankreich aufgenommen wurde. Aber auch das Lied "Berlin" war ja nicht Teil des in Berlin aufgenommenen Albums Röd. Bei einem Schriftsteller würde man sagen: Immer wiederkehrende Motive. Ich erwarte von deshalb von dem neuen Album auch keine 180°-Wendung. Wie Du richtig schreibst, scheint sich eher ein gewisser Trend fortzusetzen, die Leichtigkeit des Seins hervorzukehren. Dennoch wird es kein Album geben, über das man sagen kann: "Es ist eindeutig so. Und so ist es eindeutig nicht." Ein Album sollte immer viele Facetten haben, um über ein, zwei Jahre hinweg hörbar zu bleiben. Persönlich würde ich mir ein Du&jag döden II oder Röd II wünschen. Die letzten beiden Alben hatten nicht die Gänsehauteffekte der genannten. Vom früheren Niveau ist etwas verloren gegangen. Ich kann aber nicht genau sagen, was es ist.

[Diepher]

Hej zurück! :-)

Hmm, ich verstehe, was du meinst, aber wieso würdest du gerne wieder einen Schritt zurückgehen? Also in Richtung Du&Jag Döden? Bzw. wieso würdest du dir wünschen, dass Kent wieder in diese Richtung gehen?

Denn das wäre ja auch gedanklich einen Schritt zurück in die Vergangenheit. Denn so wie ich Jockes Texte deute, hat er sich von alten Problemen, traurigen Zeiten und der Suche nach sich selbst und der Suche nach glücklichen Zeiten nun entfernt und sich über En Plats I Solen und Jag är inte rädd för mörkret langsam auf das Wesentliche besonnen. Die Band ist gereift, der Sänger selbst hat wohl sein ganzes Leben verarbeitet und man merkt, wo es nun hingeht und somit entwickelt sich auch die Musik.

Meiner Meinung nach waren die letzten beiden Alben ein Schritt nach vorne. Eine Art Abschluss von Altem und eventuell auch von den Zeiten, in denen man mit sich selbst im Unreinen war und überhaupt Dinge zu verarbeiten hatte. Denke, dass das jeder von sicher selber ke(n)nt und es auch nachvollziehbar ist, dass Zeiten der Trauer, Probleme und der Verzweiflung wesentlich emotionaler, drastischer und aussagekräftiger sein können. Ein Album wie Du & Jag Döden mit all seinen hochemotionalen Facetten, seiner ergreifenden Texte und dieser sagenhaft dichten Atmosphäre, wird es so von Kent nicht mehr geben. Leider. Aber dafür wird es ein Meilenstein bleiben.

Für mich ist Du & Jag Döden so etwas, wie das Album "Songs of Faith and Devotion" von Depeche Mode. Es passte zu der Zeit, es spiegelte die Band bzw. den Lead-Sänger (im Falle von DM vor allem eher den Sänger) wider und man muss solche Alben als Phase betrachten. Als eine Epoche.

Und nun brechen neue Epochen an. In diesem Falle nun eine belle epoche! :-)

Aber das ist es auch, was ich mittlerweile so reizvoll daran finde. Klar, hat das letzte Album kein DJD gerockt. Das wird auch die neue Platte nicht. Aber es ist ein Charakter da. Die Band ist so erwachsen geworden. Und so zeigen und fühlen sie sich jetzt auch an. Immer wenn ich 999 höre, überkommt mich ein Gefühl des Aufbruchs, des Abschlusses und des Strich-Ziehens. Man schaut noch kurz auf alte Zeiten zurück, erinnert sich daran. Man zieht ein Resumé und sagt "Ja" zu dem, was man erlebt hat. Man heisst es gut oder akzeptiert es und bricht auf in eine neue Zeit. Gestärkt und mit neuem Tatendrang.

Das ist es, was Jockes Texte für mich derzeit bedeuten. Er hat sich entwickelt, ist weitergekommen und das drückt er musikalisch aus.

Dennoch nebenbei:
Es ist unbestritten, dass Du & Jag Döden ein Meisterwerk war und ist. Wenn es nach mir ginge, hätten sie diese Linie niemals mehr verlassen. Aber das wäre dann keine Entwicklung. Dann wären sie Maschinen.

[hundradelssekund]

So wie es scheint, hat man mit "La Belle Epoque" wieder ein bisschen Heiterkeit und Gelassenheit herausgenommen. Aber ich will nicht vorschnell urteilen. Die Singles waren eigentlich nie typische Stellvertreter für das übrige Album.

Warum ich gerne wieder mehr von früher hören würde: Gereiftheit ist langweilig. Nur wo es Reibung gibt, wo ein Schmerz ist, dort entsteht kreativ Bleibendes. Freude ist flüchtig. Sonnenschein ist oberflächlich. Schattenseiten bringen Tiefe.

[EC Hannover]

Also ich freue mich schon riesig auf morgen und bin sehr gespannt wie die Single wird.
Ich gehe einfach davon aus das es wie immer wird. Ich muss mir das Lied zig Male anhören bevor ich es mag. Dann aber kann ich nicht mehr von lassen.
Das wunderbare an kent ist die für mich die "Unberechenbarkeit", man weiß nie in welche Richtung es geht. Es wird für mich dadurch einfach nicht langweilig.